Sonntag, 25. April 2010 870 km zwischen Wiener Neustadt und Hintertux
(von Gusenleitner Markus)
1. Platz im internationalen Online-Contest am 25. April 2010
Time: UTC
08:11 - 08:18 Trotz des sonnigen Tages ist es ziemlich dunstig mit einer schlechten Sicht. Ich rechne eher mit einem späteren Abflug. Nachdem ich das Auto weggestellt habe und zur Startstelle zurückkehre, sehe ich eher zufällig in Flugrichtung. Sehr schwer auszumachen, kann ich über dem Gahns/Hengst-Gebiet Quellungen entdecken. Prompt hüpfe ich ins Cockpit und bereite alles für den Start vor. Mein Co-Pilot sieht die Quellwolken erst beim zweiten Mal hinsehen, so schlecht sind sie zu erkennen. Kurt Resch, unser Profi-Schlepppilot, steht bereits startbereit neben uns. Toll, dass er sich heute als Schlepppilot zur Verfügung stellt, nach all den Strapazen bei der Rückreise aus Seattle wegen der Aschewolke. Johannes Mrazek, der heutige Betriebsleiter, lässt uns Richtung Norden starten, was das Ganze beschleunigt. Der Schlepp ist äußerst ruhig - kein Wunder, nachdem es hier noch keine Thermik gibt und die Inversion sehr tief liegt. Unmittelbar hinter uns startet HA (Robert Zinnecker, Michael Schachinger).
08:19 - 08:19 In 1000 m über Grund klinken wir aus und beginnen das Procedere mit dem Starten des Hilfsmotors. Getreu nach Checkliste werden Punkt für Punkt abgearbeitet, doch der Motor springt nicht an – der Propeller dreht sich fast nicht. „Schneller“, rufe ich Reinhard zu, obwohl er exakt die empfohlene Geschwindigkeit fliegt. Der Propeller dreht sich zumindest ein wenig. „Noch schneller!“ Erst bei mehr als 110 km/h kommt der Motor zum eher unruhigen Laufen. Erst nach einigen Sekunden normalisiert sich das Geräusch und wir steigen wie vorgesehen. Ganz kann ich mir die Sache nicht erklären. Erst nach dem Flug denke ich mir, dass ich vielleicht den Dekompressionsgriff zu wenig stark gezogen haben könnte.
08:20 - 08:38 Je näher wir zum Zielgebiet kommen, desto übersichtlicher gestaltet sich die Lage. Auf der Nordseite der Gahns und über dem Hengst stehen Quellungen. Nachdem sich die Wolken bei der Gahns gerade auflösen steuern wir den Hengst an. Beim ersten Steigen drehen wir den Motor in 1600 m NN ab. Reinhard dreht ein, entscheidet sich aber zum Weiterflug. Der Hengst sieht auch nicht schlecht aus. Doch als wir ankommen, können wir nichts Brauchbares entdecken. Vorsichtig gleiten wir Richtung Gahns weiter. Hier ist irgendetwas! Nach ein paar Korrekturen kann ich schließlich ein sattes Steigen finden. HA ist näher beim Hengst und steigt nicht so gut. Erst nachdem er in unsere Richtung verlagert, steigt er besser. Der schöne Aufwind befördert uns von 1500 m auf 1950 m und nimmt uns die erste Anspannung.
08:39 - 08:40 Doch sofort müssen neue Entscheidungen getroffen werden: Standardroute über die Heukuppe oder nördlich herum? Die nördliche Route zur Schneealpe zeigt eine etwas höhere Basis, der Weg Richtung Heukuppe ist nicht klar strukturiert. Nachdem wir HA über Funk nach seiner Meinung fragen ist klar: Heukuppe. Das Steigen südlich des Schneeberges nehmen wir nur im Geradeausflug mit.
08:41 - 08:50 Die Wolken bei der Rax sind ein bisschen vorgelagert – also fliege ich ein wenig talwärts. Doch wirklich bringen tut das nichts. Also zum Hang, nachdem schwache Winde aus Südost angesagt sind. Im Bereich der Preiner Wand können wir tatsächlich Hangwind spüren. Wir nehmen jeden Meter mit. Ein kurzer Wink den Bergsteigern am Gipfel und weiter geht’s. Südöstlich der Neuen Seehütte gibt es schwaches Steigen. Zwei Kreise werden in die Luft gezeichnet, doch der Aufwind ist zu schwach. Im Bereich der Heukuppe stellt sich wieder Hangaufwind ein. Einmal zieht es ordentlich an – doch ich fliege weiter und will die gesamte Südseite der Heukuppe erforschen. Am Westende drehe ich um und fliege zurück. Beim stärksten Steigen schmeiße ich den Duo in einen Rechtskreis und wir kommen auf 2150 m. HA ist weiter östlich – steigt aber nicht so gut.
08:51 - 08:56 Wie sollen wir die Schneealpe anfliegen? Ich entscheide mich die Ostseite des Berges voll auszukosten. Zum Eindrehen finden wir nichts, doch es würde auch nicht viel bringen, da die Basis nicht allzu weit entfernt ist. Beim Sender können wir das Steigen gar nicht annehmen, da wir mit 2000 m Höhe schon fast in den Wolken sind. Wenig später entdecken wir eine ASW15 auf Gegenkurs. Wie sich später herausstellt ist das das Flugzeug des späteren Tagessiegers Dietmar Weingant.
08:57 - 09:02 An der Ostseite der Veitsch fliege ich nicht sofort die Hänge entlang sondern versuche das Steigen der Wolke zu finden. Nachdem der Versuch scheitert kehre ich zum Hang zurück, obwohl die Wolke südlich der Veitsch eigentlich ziemlich gut aussieht. An den höher gelegenen Hängen der Veitsch gibt es allerdings gar nicht so schlechten Hangwind, der uns auf 2000 m bringt. Am Westende des Berges ziehe ich einen Kreis, fliege aber ungeduldig weiter. Auch das Steigen beim Turntalerkogel nehme ich nicht an.
09:03 - 09:14 Nachdem wir heute mit dem leichten Südwind schon ein wenig erfolgreich waren, ist für mich der weitere Flugweg klar: auf zu den Aflenzer Staritzen. In 1800 m kommen wir an. Untypischerweise fliege ich den niedrigeren Grat an, nachdem sich hier auch Quellwolken befinden. Die Kombination aus Wind und Thermik lässt uns eine Acht in die Lüfte zeichnen und schon sind wir auf Gipfelniveau. Wir geben alles, doch so richtig hoch, um über den Trawiessattel fliegen zu können, kommen wir nicht. Ich will nicht noch mehr Zeit verlieren und weiche Richtung Süden aus.
09:15 - 09:25 Dummerweise fliege ich zu nahe an den Bergen und komme ins Lee. Auf der Südseite der Karlalpe sieht es gleich viel besser aus. Mit 2000 m fliegen wir zur Messnerin weiter, wo uns eine riesige Wolke empfängt. Obwohl sie so toll aussieht, gibt sie nichts her. Also gleich weiter zum Trenchtling. Auch hier gibt es tollen Hangaufwind, der uns wieder auf 2000 m befördert. Ungeduldig fliege ich gleich weiter zum vorgelagerten Grat. Doch das aufgrund der Wolkenoptik vermutete Steigen, das sich sonst hier üblicherweise befindet, versteckt sich heute gut. Macht ja nichts, schließlich sehen die Wolken bei den Vordernberger Wänden auch gut aus, obwohl ich schon ganz gerne höher gestiegen wäre, um die Vordernberger Wände überfliegen zu können.
09:26 - 09:28 Doch bei der Talquerung gibt es verstärktes Fallen, als wir näher an die Berge rankommen nimmt das Fallen weiter zu. In einem weiten Bogen müssen wir die Berge umfliegen. Kräftige Turbulenzen stellen sich ein. Auf der Südseite entspannt sich die Situation wieder, doch wir sind nur mehr 1800 m hoch – für mich zu niedrig um zum Eisenerzer Reichenstein zu fliegen. Als vernünftigste Möglichkeit erscheint es mir, den (ansonsten niedrigen) Hügel zwischen Gösseck und Reichenstein anzusteuern, nachdem sich der Gipfel nur ein wenig über uns befindet und er ein wenig Hangaufwind versprechen sollte. Auch die schwachen Wolken könnten vielleicht etwas bringen.
09:29 - 09:35 Tatsächlich kann ich ein paar Kreise ziehen – sehr vorsichtig und immer ein bisschen Richtung besseres Steigen verlagern. Ein Flugzeug gesellt sich zu uns – nur wenig höher als wir. Er steigt besser, da er ein klein wenig weiter nordöstlich fliegt. Ich korrigiere zu ihm und steige tatsächlich auch besser. Als wir uns ein wenig vom Berg distanziert haben, kann ich das Muster erkennen: eine SZD55. „WM“, sagt Reinhard. Aha, das muss Werner Muchitsch sein. Die letzten Kreise erwische ich wesentlich besser als WM und übersteige ihn. Wahrscheinlich ist er gerade mit Fotografieren beschäftigt – „bekommen wir wieder schöne Fotos?“ fragen wir über Funk. Ein paar hundert Meter unter uns sehen wir HA. Er hat es nicht so gut erwischt – wir scheinen Glück gehabt zu haben. Später erfahren wir, dass HA in Timmersdorf den Motor anwerfen musste. MS (Martin Schima) hat sich zu wenig hoch schleppen lassen und ist von der Hohen Wand nicht weggekommen. „So schnell bin ich noch nie beim Erzberg gewesen“, merkt Reinhard an. Stimmt, wir sind recht flott unterwegs, allerdings habe ich den Erzberg schon mal in einer Stunde geschafft.
09:36 - 09:46 WM fliegt uns voraus. Vom Wildfeld aus steuert er direkt den Zeiritzkampel an, obwohl er doch um einiges tiefer ist als wir. Der Duo zieht eine Schleife nach links und versucht das Steigen unter einer Wolke mitzunehmen. Beim Zeiritzkampel hat sich der Abstand zwischen WM und FO verringert. Das hat er gut gemacht, der Werner. Auch beim Zeiritzkampel gibt es leichten Hangwind. Der Ostwind schiebt uns gut nach Trieben. „Da werden wir beim Zurückfliegen aufpassen müssen“, denke ich mir.
09:47 - 09:59 Im Bereich der Mödlinger Hütte gibt es ein schönes Wolkenbild. Zwei Mal kreise ich ein, doch das Steigen ist mir zu wenig. Ich folge WM südlich vom Sparafeld. Er kurbelt hier gemeinsam mit einem Duo Discus. Auch wir können den Aufwind sofort finden und kurbeln in einem 1 ½ m/s Bart auf 2350 m auf. Nachdem uns WM schon ein paar Kilometer abgeknöpft hat, können wir seinen Weiterflug beobachten: er steuert die schwachen Kondensen beim Dürrenschöberl an, die aber anscheinend nichts bringen. Wir fragen Werner über seinen weiteren Flugweg. „In die Tauern“, kommt als Antwort zurück. Ich denke mir auch, dass das der bessere Weg ist und fliege über Rottenmann hinweg.
10:00 - 10:22 Toggle Overlay Open Bei Oppenberg zeigt uns WM einen schönen Aufwind. Werner steigt besser als wir. Ein paar Kilometer weiter westlich zeigt uns WM wieder einen Bart, wieder steigt Werner besser. Nach ein paar weiteren Kilometern verlieren wir ihn schließlich aus den Augen. Werner muss einen guten Lauf haben. Wir folgen den niederen Bergen südlich des Ennstals. OF (Heimo Demmerer) meldet sich aus 2700 m südlich von Schladming. Eine Traumhöhe, von der wir wahrlich nur träumen können.
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10:23 - 10:26 Toggle Overlay Open Beim Überqueren des Sölktales würde sich eine Möglichkeit bieten höher zu steigen. Hierzu müssten wir einen Grat Richtung Süden folgen. Unter der hoch stehenden Wolke würden wir nur knapp über dem Gelände ankommen und hätten nicht lange Zeit das Steigen zu finden. Ansonsten müsste man wieder ins Flache fliegen. Ich entscheide nicht diese Möglichkeit zu probieren, da mir die Erfolgswahrscheinlichkeit zu gering erscheint.
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10:27 - 10:31 Toggle Overlay Open Also steuere ich den Hauser Kaibling an. Die schwachen Kondensen auf dem Weg dorthin ziehen nicht an. Beim Hauser Kaibling ziehen wir ein paar Kreise über der neuen Gipfelbahn. Lustig: vor ein paar Wochen war ich hier noch Skifahren. Doch das Steigen ist mir zu schwach.
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10:32 - 10:38 Sehr gut sieht es hingegen südlich der Planai aus. Ich vermute, dass der Bart sich auf den süd-westlichen Hängen löst und umfliege in weitem Bogen die Bergkette nachdem wir nur mehr 2100 m hoch sind. Reinhard bewundert meinen Optimismus. Es gibt hier tatsächlich starke Thermik, allerdings sind wir zu nahe am Hang, als dass wir einkreisen könnten. So ziehe ich ein paar Achter, bis sich eine günstige Gelegenheit ergibt, in einen starken Aufwind mit ausreichend Sicherheitsabstand aufzukurbeln. In einem 2 ½ m/s Bart schießt es den Duo auf 2700 m Höhe. Hier heroben sieht die Welt schon ganz anders aus.
10:39 - 11:06 Wir folgen den Skibergen Hochwurzen und Reiteralm. Vor dem Tal nach Obertauern nehmen wir ein wenig Steigen mit und gleiten über das Grießenkareck hinweg zur Grafbergalm, wo wir noch weiter südlich fliegen, um das Steigen einer knackigen Wolke mitnehmen zu können. Weiter vorne werden die Berge schön langsam immer höher, sodass wir an eine Querung Richtung Honigkogel denken. Nachdem wir beim Schuhflicken fast bis zur Basis aufkurbeln, entscheiden wir uns beim Gasteinertal mit der Querung zu beginnen.
11:07 - 11:15 Toggle Overlay Open Was? Es ist kurz nach 13:00 Uhr und wir sind schon fast in Zell am See? Wir müssen einen tollen Schnitt haben! Südlich des Hundstein gelangen wir in wenigen Kreisen auf 2700 m. Das ist immer wieder ein toller Anblick! Im Hintergrund das Kitzsteinhorn, rechts davon der Pinzgau und davor der blitzblaue Zeller See. Ein Traum! Ich war schon lange Zeit nicht mehr in dieser Gegend.
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11:16 - 11:28 Toggle Overlay Open Relativ langsam fliege ich den Pinzgauer Spaziergang entlang. Ab und zu mache ich einen Vollkreis, im Prinzip fliege ich aber immer gerade aus. Ein bisschen links, ein bisschen rechts – so wie es das Flugzeug will. Einen komischen Flugstil habe ich schon. Wenn jemand hinter mir fliegen würde, müsste er sich denken, ich wäre besoffen. Doch wir kommen immer höher. Beim Pass Thurn sind wir schon auf 3000 m Höhe. Reinhard schaltet den Sauerstoff ein. Damit das Gerät nicht dauernd tütet, stecke ich mir auch eine Kanülle in die Nase. Reinhard sagt, dass WM unter uns sein muss, was ich kaum glauben kann. Haben wir ihn tatsächlich noch eingeholt?
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11:29 - 11:38 Toggle Overlay Open Auch im Oberpinzgau geht es im Geradeausflug. Reinhard ist begeistert von der Landschaft. So weit ist er von Wiener Neustadt aus noch nie gekommen. Auch ich genieße das tolle Panorama. Im Frühling ist das Fliegen am Schönsten, wenn noch alle Berge voller Schnee sind.
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11:39 - 11:50 Toggle Overlay Open Viel Wasser ist im Gerlos Stausee nicht enthalten. Beim Kreuzjoch kommen wir in 2700 m an. Ein 2 ½ m/s Aufwind ermöglicht uns ein komfortables Queren des Zillertales.
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11:51 - 11:55 Toggle Overlay Open Beim Penken gibt es schwaches Steigen, doch wir fliegen weiter. Weiter vorne sehen die Wolken besser aus. Reinhard ruft Wien Info, da wir wissen wollen, ob das Gefahrengebiet Lizum aktiv ist. Doch wir erhalten keine Verbindung. Also fliegen wir der Grenze des Gefahrengebietes entlang, obwohl es weiter nördlich besser aussehen würde.
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11:56 - 12:01 Toggle Overlay Open Schließlich finden wir einen 2-Meter-Aufwind, der uns auf 3000 m hochkatapultiert. Wir fragen Heimo nach seiner Position. Er meldet, dass er bei Sterzing gewendet hat, nachdem es Richtung Westen nicht mehr ganz so toll aussieht. Um 14:00 Uhr wenden wir am Grat, der ins Wipptal führt.
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12:02 - 12:42 Toggle Overlay Open Gerne würde ich im Tuxer Tal nochmals für die Querung des Zillertales aufkurbeln, kann aber keine vernünftigen Steigwerte finden. Egal. Beim Kreuzjoch stehen wieder schöne Wolken, die wir sicher erreichen können sollten. Dort angekommen ziehe ich lediglich ein paar Suchkreise, fliege aber gleich weiter. Auf der Gerlos stoßen wir auf einen 4-Meter-Aufwind. Klasse! Das Warten hat sich gelohnt. Nachdem wir eine Höhe von 3300 m erreicht haben, fliegen wir im schnellen Geradeausflug nach Osten weiter. Kreislos kommen wir bei der Schmittenhöhe in 3200 m an. So macht Fliegen Spaß! Überraschenderweise sind relativ wenig Para- und Hängegleiter unterwegs – das macht das Fliegen in dieser Gegend stressfrei.
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12:43 - 12:57 Um 14:45 Uhr wenden wir unter einer fetten Wolke über dem Honigkogel. Wir wollen nochmals die gleiche Strecke zurück fliegen und um 15:30 Uhr den Kurs Richtung Heimat einschlagen. Über dem Zeller See gibt es wieder verstärktes Saufen. Danach geht es mit meiner Taumel-Technik wieder Richtung Westen. Mein Flugstil scheint Reinhard nicht so recht zu bekommen. Oder sind es doch das halbe Dutzend Grillwürstel vom Abend zuvor? Tja, auch die Ernährung ist Teil der Flugvorbereitung.
12:58 - 13:15 Es ist wieder ein Hochgenuss dem Pinzgau entlang zu glühen. Diese Berge – ein Traum. Über der Gerlos kurbeln einige Segelflieger. Perfekt erwischt Reinhard den Drei-Meter-Aufwind. Er kurbelt allerdings zu hoch auf, wofür er von mir ein wenig gescholten wird. Wir sind zu hoch, um die nächste Wolke unterfliegen zu können, sodass wir nachdrücken müssen. Seiner Meinung nach ist das o.k., nachdem Höhe in Fahrt umgesetzt wird. Ich halte es für effizienter, nicht so hoch zu kurbeln und das nachfolgende Steigen im Geradeausflug mitzunehmen.
13:16 - 13:30 Das Zillertal überfliegen wir in 3100 m Höhe. Vor dem Rastkogel sind einige Kondensen zu sehen, denen ich aber kein Steigen zutraue. Die nächsten brauchbaren Wolken stehen erst sehr weit hinten im Tuxer Tal. Nachdem es verstärktes Sinken gibt, wende ich bereits um 15:20 Uhr und steuere die nächstbesten Wolken nördlich von unserer derzeitigen Position an. Doch 1 ½ m/s sind mir zu wenig und halte auf das Kreuzjoch zu. Ja! Das gefällt mir besser: 2 ½ m/s.
13:31 - 14:13 Als wir den Oberpinzgau entlang fliegen, merken wir eindeutig, dass es nicht mehr so gut geht. Irgendwann wird man wieder einmal kurbeln müssen. Bei Uttendorf finden wir schließlich wieder einen Drei-Metrigen, der uns auf 3300 m bringt. Im Geradeausflug geht es über die Schmitten, Honigkogel und Dientner weiter.
14:14 - 14:30 Toggle Overlay Open Die nächsten einladenden Wolken sind über dem Rossbrand zu sehen. Als wir bei Eben ankommen ziehe ich zwei Kreise in die Luft, doch das Steigen ist mir zu wenig. Außerdem sind wir noch immer über 3000 m hoch. Der Dachstein bietet wieder eine einmalige Kulisse.
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14:31 - 14:36 Toggle Overlay Open Der Westwind schiebt uns schnell voran. Beim Stoderzinken überholen wir eine Pilatus B4.
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14:37 - 14:46 Bei der Kammspitze kurbeln wir auf 3100 m auf. Auf den nächsten Kilometern verlieren wir sehr rasch an Höhe. Ich kann es mir nicht erklären, aber wir sind in einem großräumigen Luftmassensinken. Was sollen wir tun? Am Liebsten würde ich zu den Weissenbacher Wänden mit den vielversprechenden Wolken weiterziehen. Doch was, wenn das Saufen weiter anhält? Nach dem Grimming queren wir in die Niederen Tauern.
14:47 - 14:54 Schon von weitem sehen wir einen Holzflieger kurbeln, was mich nach dem starken Sinken ein wenig erleichtert. Doch so richtig toll geht es hier nicht hoch. Nur ein klein wenig versetzen wir zu einem zweiten Segelflieger hin. Hier geht es richtig gut – satte zwei Meter. Knapp über uns befindet sich II (Irmi Paul).
14:55 - 15:05 Toggle Overlay Open HA berichtet von weiter vorne, dass es nicht mehr so toll geht. Schnell müssen Entscheidungen getroffen werden. Wo sollen wir fliegen? So schlecht sieht das Liesing/Palten-Tal nicht aus. HB (Bernhard Hödl) meldet Steigen vom Admonter Reichenstein. Diese 90-Grad-Kurve möchte ich nicht machen, auch sind wir nur mehr 2400 m hoch. Außerdem bläst Westwind. Da sollten wir schon bis zum Gößeck kommen.
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15:06 - 15:14 Doch die Wolken im Liesing/Palten-Tal lösen sich gerade auf. Macht nichts, denke ich mir, schließlich dreht der Wind gerade auf Süd, da können wir uns ein bisschen an den Bergen anlehnen. Doch wir kommen immer tiefer. Beim Zeiritzkampel sind wir schon unter Gipfelniveau. Der Wind kommt nun rein aus Ost. Wieder bin ich in die Falle des Liesing/Palten-Tales getappt, obwohl ich heute morgen noch daran gedacht habe. So ein Mist! Der Wind bläst den letzen Thermikrest an der Ostseite des Zeiritzkampel hoch. Gerne nehme ich das schwache Steigen an. Wir können jeden Meter gebrauchen, um gegen den Ostwind anzukämpfen. Doch mit 2200 m sollten wir mit genügend Reserve über die Hügel südlich des Wildfeldes gelangen.
15:15 - 15:36 Rein optisch betrachtet müsste es westlich des Gößecks gehen, auch wenn es schon ein bisschen abschattet. Als wir näher kommen, sehen wir einige andere Flugzeuge, die mühsam versuchen Steigen zu finden. Beim ersten schwachen Steigen drehe ich sofort ein. Ein gutes Gefühl stellt sich ein – wir steigen, zwar nur langsam, aber es geht nach oben. Das Steigen wird ein klein wenig besser. Super! Gefühlvoll versuche ich das Optimum herauszuholen. In 2400 m denke ich schon an das Weiterfliegen, als ich von einem Ein-Meter-Bart zum Verweilen eingeladen werde. Solche Geschenke nimmt man dankbar an. In 2600 m geht es ab Richtung Eisenerzer Reichenstein – Trenchtling.
15:37 - 15:57 Bei Oberort können wir wieder einen angenehmen 1 ½ m/s Aufwind finden. Der nächste Bart soll bei der Windgrube sein. Also nichts wie hin. Längst haben wir unsere Vorfluggeschwindigkeit zurückgenommen. Bei der Windgrube können wir nur schwaches Steigen finden, doch mit 2350 m sind wir ja eigentlich schon auf Endanflughöhe. Über dem Rauschkogel vermurkse ich den Bart – na ja, kann auch mal passieren. Mit 2000 m fliegen wir von der Veitsch weiter.
15:58 - 16:10 Toggle Overlay Open Bei der Schneealpe kommen wir in 1800 m Höhe an. Links herum und versuchen die Thermik zu erwischen oder rechts den Hangwind ausnützen? Links herum bringt nichts. Wieder eine falsche Entscheidung. Der Hangwind beim Sender trägt dafür ein bisschen. Bei der Heukuppe kommen wir in 1650 m Höhe an. Auch hier stellen wir Hangaufwind fest. Spaßeshalber ziehen wir ein paar Achten in die Luft.
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16:11 - 16:13 Toggle Overlay Open Seit der Heukuppe fliegt Reinhard. Es ist immer ein ganz besonderer Genuss, wenn man nach einem schönen Flugtag nach Hause gleitet. Wenn ich den Flug Revue passieren lasse, fallen mir nicht viele Fehler ein. Das passiert mir relativ selten, dass ich im Großen und Ganzen nicht viel auszusetzen habe. „10!“, ruft plötzlich Reinhard. Wie, was, 10? „Du hast gerade das 10. Sackerl abgeworfen!“ Wen wundert es auch, schließlich sind die 3 ½ Liter leer getrunken.
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16:14 - 16:19 Toggle Overlay Open
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16:20 - 16:48 Nachdem wir hoch über dem Flugplatz ankommen, gleiten wir fast bis zum Neufelder See weiter. Um 18:45 Uhr setzen wir zur Landung auf der Piste 18L an. Ein breites Grinsen macht sich in unseren Gesichtern breit. Was für ein toller Flug!
Begeistert bin ich auch von der Flugstatistik:
Kurbelanteil: 14 % mit durchschnittlich 1,7 m/s
Mittlere Gleitstrecke: 30,7 km
Mittlere Gleitzahl: 128,9
Das sind wahre Traumwerte!
In der SIS-AT Auswertung werden wir nur von einem Piloten geschlagen – Dietmar Weingant. Im OLC sind wir mit 870 km Tagessieger. Wow! Ich wusste, dass wir gut unterwegs sind, aber ich denke, man hätte doch noch schneller fliegen können. Insofern bin ich vom ersten Platz überrascht.