Mittwoch, 28. April 2010 710 km Wiener Neustadt - Zillertal
(von Markus Gusenleitner)
Time: UTC
08:50 - 08:57 Am Vorabend schüttet es für einige Zeit, was das Zeug hält. Und morgen soll es tatsächlich einen Flugtag geben? Auch auf der Fahrt zum Flugplatz am frühen Morgen ist es total bewölkt. Soll ich gleich wieder umdrehen? Nein, schließlich habe ich vier Termine verschoben um heute Fliegen gehen zu können. Als ich schließlich kurz vor acht Uhr am Platz ankomme, herrscht bereits hektisches Treiben vor den Hallen. Ein Dutzend Piloten ist voller Optimismus.
Trotz Nordwindes schickt uns das Militär zur Startstelle 32. MS (Martin Schima) steht ganz vorne in der Schlange und wartet bereits ungeduldig auf den Schlepppiloten Clemens Mandl (wenn der wüsste, wie viele Flugzeuge er heute zu schleppen hat, hätte er sich nicht als Schlepppilot zur Verfügung gestellt). Nach MS kommen die drei Kestrels SM, DA und BH, die die drei schönen Tage zum Wandersegelfliegen nutzen wollen, dann FO, den ich heute alleine fliegen darf, nachdem Michael Kriz sich entschlossen hat, mit der F1 fliegen zu gehen. Ganz hinten in der Reihe, so an 12. Position, steht WO (Wolfgang Janowitsch). Dazu kommen noch jede Menge andere Piloten von anderen Vereinen. Es herrscht mehr Betrieb als an einem schönen Wochenende.
Allmählich löst sich die Schichtbewölkung auf und so etwas ähnliches wie Thermikwolken könnte man erahnen. Wahrscheinlich handelt es sich eher um Wasserleichen. Sobald das Schleppflugzeug auftaucht hängt MS schon am Seil. Deutlich ist der starke Seitenwind anhand des Flugzeugversatzes zu erkennen. Die drei Kestrels sind auch schnell in der Luft. Die Schleppmaschine hebt stets relativ spät ab. Vor mir startet KC (Christian Klinger) mit seinem Nimbus 3DM. Die Rollstrecke ist schier unendlich. Am Ende der Piste ist er nur wenige Meter über dem Boden. Der Mann hat Nerven.
Nachdem ich in der Startaufstellung weit hinten bin, habe ich viel Zeit, das Gepäck zu sortieren. Überraschenderweise finde ich neue Verstecke für meine zahlreichen Wasserflaschen, die einen Alleinflug mit dem Duo-Discus angenehmer machen. Auch für das neue Handfunkgerät, welches für das in Reparatur befindliche Bordfunkgeräte einspringen muss, kann ich einen geeigneten Platz finden. So wohl habe ich mich noch nie alleine im Duo gefühlt. Normalerweise genieße ich es immer, von meinem zweiten Piloten das Essen und Trinken gereicht zu bekommen.
Bevor ich in die Luft komme gibt es eine kleine Pause, nachdem das Militär auch aktiv ist. MS ist anscheinend zu forsch abgeflogen und bereits außengelandet. Die drei Kestrels berichten, dass zurzeit noch vorsichtiges Fliegen angebracht wäre. Der Schlepppilot fragt, ob ich Wasser getankt hätte. Ich kann ihn beruhigen: kein Wasser und nur ein Pilot. Trotzdem heben wir sehr spät ab. Ich denke, dass Clemens zu schnell fliegt. Auch bei den vorangehenden Landungen, welche übrigens besonders sanft erfolgten, war er relativ schnell unterwegs. Sehr tief sind wir Richtung Vorberge unterwegs. Zum Finkenhaus muss er den Hang umfliegen. Die Schleppgeschwindigkeit passt perfekt. Unter einer Wolke am Nordende der Hohen Wand klinke ich in 1000 m Höhe über Flugplatzniveau aus.
08:58 - 09:20 KC und II (Irmi Paul) sind knapp über mir und ich kann ein paar Höhenmeter dazu gewinnen. Später folge ich KC ein klein wenig nach Süden, wo es schwaches Steigen bis in eine Höhe von 1450 m NN gibt. Über Höflein klinke ich mich wieder in KC’s Bart ein. Mit 0,8 m/s geht es schön langsam nach oben. Deutlich merkt man den Versatz durch den kräftigen Nordwestwind. Mit 1500 m geht es weiter Richtung Gösing. Südlich des Gösing steige ich gemeinsam mit II in einem Ein-Meter-Bart bis auf 1700 m Höhe.
09:21 - 09:27 Toggle Overlay Open Bei der Gahns geht es noch besser: mit 1 ½ m/s geht es bis auf 1950 m hoch. Der Abflug ist geglückt. SW (Stefan Melnitzky aus Weiz) meldet sich vom Wechsel.
1130 Scheibe 1900_high.jpg
09:28 - 09:38 EO (Markus Podivin) ist mit seiner Routenwahl über die Scheibe recht zufrieden. DA (Dieter Augustin) meint über Funk, dass die Scheibe wahrscheinlich der bessere Weg wäre. Also auf zur Scheibe! Die Wolken sehen hier recht brauchbar aus. Ich fliege die potenziellen Auslösepunkte an. Nichts. II scheint hinter mir etwas gefunden zu haben. Doch weiter vorne muss es doch auch gehen. An der Ostseite sehe ich einen Flieger hoch über mir kurbeln. Mir wird jedoch nur ein Null-Schieber geschenkt. Tja, jetzt bin ich nur mehr 1600 m hoch. Bin ich zu gierig abgeflogen?
09:39 - 09:46 Ich versuche mein Glück näher bei Mürzzuschlag, wo ich aber in ein schlimmes Lee gerate. Rasch verliere ich Höhe. Scheiße! Nichts wie weg hier – so schnell wie möglich auf die andere Seite des Tales. Meine 200 Meter über Gleitpfad nach Kapfenberg sind unter diesen Bedingungen nichts wert. Gleich am Ortsausgang von Mürzzuschlag reißt es das Flugzeug unvermittelt in die Höhe. Sofort drehe ich ein. Was ist das? Starkes, ruppiges Steigen stellt sich ein. Warum steigt es hier? Die Antwort ist mir egal, Hauptsache es steigt. Ein paar Kreise später ist mir die Anspannung genommen. Ein extremer Leebart mit drei Meter rettet mich aus der misslichen Lage.
09:47 - 09:56 Puh! Da habe ich nochmals Glück gehabt. 2400 Meter – eine schöne Höhe. So! Jetzt will ich aber keine Fehler mehr machen. Am Abend sehe ich in der Flugauswertung, dass es nach mir DD (Christian Hynek) und MX (Martin Pirker) ähnlich wie mir ergangen ist – gleiche Leefalle, gleicher Leebart. Am Besten sehen die Wolken über den Mürztalern aus, doch ich will nicht schon wieder ins Lee – also entscheide ich mir für die andere Seite und fliege die Fischbacher Alpen entlang, obwohl dort die Basis niedriger ist. Bei der Stanglalpe geht nichts – also weiter Richtung Rennfeld.
09:57 - 10:16 Na super! Jetzt bin ich schon wieder tief. Noch dazu völlig abgelegen vom Kurs. Und der Bart gibt auch nur einen halben Meter her, während EO von Konvergenzen schwärmt. SW gesellt sich zu mir. Na ja, wenigstens bin ich nicht völlig allein. Gemeinsam versuchen wir das Beste herauszuholen. Viel ist aber nicht zu machen. SW fliegt über Kapfenberg hinweg, ich will zuvor noch maximale Höhe beim Rennfeld tanken – mehr als 2000 m kann ich aber nicht erreichen. Doch das reicht für ein sicheres Queren des Tales.
10:17 - 10:21 Toggle Overlay Open Als ich den Floning ansteuere gibt es wieder verstärktes Fallen. Jaja, das nächste Lee. Also nach links abdrehen.
1220 Lamingbach 2000_high.jpg
10:22 - 10:36 Endlich wieder mal vernünftiges Steigen mit mehr als einem Meter. Der nächste Bart geht sogar mit mehr als zwei Meter.
10:37 - 10:39 Toggle Overlay Open Als nächstes steuere ich die knackige Wolke südlich des Eisenerzer Reichensteins an.
1235 Eisenerzer Reichenstein 2500_high.jpg
10:40 - 10:43 Doch mit einem Steigen von 1 ½ m/s bin ich eher enttäuscht – da hätte ich mir wesentlich mehr erwartet.
10:44 - 10:45 Der nächste Gleitflug führt wieder mitten durchs Lee. Schön langsam habe ich es satt – ich habe keine Ahnung, wie man es besser machen kann. So ein Mist!
10:46 - 10:52 Doch westlich des Gößecks werde ich mit einem 2-Meter-Aufwind belohnt. 2450 Meter. Ich erwarte mir auf der südlichen Talseite weniger Leeeffekte und rufe Zeltweg Radar.
10:53 - 11:20 Auf der Frequenz ist nur ein zweiter Segelflieger zu hören, ansonsten ist es ziemlich ruhig. Ich erhalte die Freigabe zum Durchflug Richtung Hohentauern. Erst bei Wald am Schober komme ich drauf, dass ich einen Transponder an Bord habe – „Squak 7000“. Die Steigwerte sind hier zwar mit 1 ½ m/s o.k., aber Fallen gibt es dennoch zwischen den Aufwinden. Nördlich des Großen Bösensteins bin ich frei zum Verlassen der Frequenz.
11:21 - 11:42 Der weitere Flugweg ist mir klar: so wie vor drei Tagen Richtung Planai. Die Steigwerte bleiben bei ca. 1 ½ m/s. Der Wind ist seit dem Großen Bösenstein weniger. Gott sei Dank! Und die Basis ist höher als vor drei Tagen, was wesentlich angenehmer ist.
11:43 - 11:48 Nach der Querung des Sölktales stolpere ich in einem Drei-Meter-Aufwind. 2900 m.
11:49 - 11:51 Toggle Overlay Open Ja! Jetzt geht’s so richtig los!
1350 Hauser Kaibling 2800_high.jpg
11:52 - 12:09 Über Hauser Kaibling, Planai und Hochwurzen geht es zur Reiteralm, wo ich wieder auf SW treffe. Das überrascht mich – habe ich also doch nicht so viel falsch gemacht? Ich folge SW Richtung Radstadt.
12:10 - 12:17 Toggle Overlay Open Nachdem der Aufwind bei Radstadt nicht allzu viel hergibt geht es gleich weiter zum Hochgründeck, wo sich schon einige Segelflieger im Aufwind tummeln.
1415 Hochgründeck 2700_high.jpg
12:18 - 12:21 SW kurbelt rechts ein, ich folge ihm. Ein satter Drei-Meter-Bart! Es macht Spaß, gemeinsam mit SW den Aufwind auszukosten.
12:22 - 12:25 Toggle Overlay Open Mit 3000 Meter queren wir das Salzachtal bei St. Johann.
1425 Dientner 2900_high.jpg
12:26 - 12:35 In den Dientner finden wir zwar 1 ½ m/s, aber sowohl SW als auch mir ist das zu wenig. SW fliegt ein bisschen weiter südlich und steuert eine zweite Wolke an. Mir ist der kleine Umweg schon zu viel und steuere den Honigkogel an, doch schon zuvor treffe ich auf einen Bart, der mich auf 2850 m Höhe befördert.
12:36 - 12:37 Toggle Overlay Open
1440 Zeller See 2900_high.jpg
12:38 - 12:41 Toggle Overlay Open
1440 Schmittenhöhe 2900_high.jpg
12:42 - 12:46 Direkt über der Schmittenhöhe empfängt mich ein 2-Meter-Aufwind, ein paar Kilometer weiter gibt es noch kräftigeres Steigen.
12:47 - 13:03 Vor ein paar Tagen bin ich in dieser Gegend nur geradeaus geflogen, heute sind die Bedingungen nicht so toll – immer wieder muss man Kreisen, so wie beim Pass Thurn mit 1 ½ m/s auf 3100 m.
13:04 - 13:06 Toggle Overlay Open Ab dem Wildkogel wird es völlig blau, was die Aussicht auf die umliegenden Berge verbessert – ein unglaubliches Panorama bietet sich Richtung Großvenediger.
1505 Venedigergruppe Panorama 3100_high.jpg
13:07 - 13:10 Toggle Overlay Open
1510 Krimml 3100_high.jpg
13:11 - 13:22 Tolles Steigen findet sich auch direkt auf der Gerlos. Was für ein Genuss! EO meldet sich aus Hintertux in 2300 m Höhe. WO zollt ihm Respekt für diese Höhe. „Es geht eh“, meint EO. Bereits um 15:20 Uhr wende ich im Zillertal, das Suchen eines Aufwindes auf der anderen Talseite scheint mir zu mühsam zu sein.
13:23 - 13:40 Toggle Overlay Open Kurz vor der Gerlos schießt mir WO entgegen. Wow – der muss ja eine tolle Speed drauf haben! Auf der Gerlos erreiche ich in einem 2-Meter-Aufwind die größte Höhe des heutigen Tages: 3400 m. Flott geht es Richtung Osten voran.
1530 Oberpinzgau 3300_high.jpg
13:41 - 13:50 Ab dem Pass Thurn gibt es wieder Wolken. Prompt finde ich einen 2 ½ m/s Aufwind.
13:51 - 13:57 Kurz vor der Schmittenhöhe versuche ich nochmals an die Basis ranzukommen, da ich „nur“ mehr 3000 m hoch bin, doch mehr als ein Meter ist nicht drinnen. Also fliege ich über den Zeller See hinweg.
13:58 - 14:03 Toggle Overlay Open 2700 m Honigkogel: keine Wolke zu sehen – auch kein Segelflugzeug. Die nächste schwache Kondensation gibt es beim Schneeberg – das ist aber eine schöne Gleitstrecke.
1600 Hochkoenig Panorama 2700_high.jpg
14:04 - 14:16 Doch noch bevor ich an der kleinen Wolke über dem Schneeberg ankomme, geht es leicht in die Höhe. Hoch über mir kreist ein anderer Segler. In 2200 m nehme ich diesen 1 ½ m/s Aufwind gerne an. Erleichtert gewinne ich 200 wertvolle Höhenmeter dazu – das ermöglicht es mir zur besser aussehenden Wolke ein wenig weiter östlich zu fliegen. Hier sind bereits einige offene Klasse Flugzeuge hoch über mir. Ja, hier gibt es 2 ½ Meter! Im Nu bin ich auf 3000 m und kann bequem das Salzachtal bei Sankt Johann queren.
14:17 - 14:27 Schnell verliere ich wieder die Höhe – wieder nur 2500 m hoch. Doch in der Flachau wird mir ein 2-Meter-Aufwind geschenkt, der mich wieder auf 3000 m Höhe befördert.
14:28 - 14:32 Toggle Overlay Open Doch das Spiel wiederholt sich nochmals: beim Rossbrand gibt es verstärktes Sinken. Vor dem Dachstein bin ich wieder nur 2500 m hoch.
1630 Dachstein 1 2500_high.jpg
14:33 - 14:44 Gekonnt finde ich den gekennzeichneten Aufwind, der mir 500 Höhenmeter bringt. Prompt gesellen sich zwei weitere Flieger zu mir: DD (Christian Hynek) und DR (Robert Mayer), die sich ein paar hundert Meter unter mir einfädeln. Beim Dachstein nehme ich noch einen 1 ½ m/s Aufwind mit, bevor es Richtung Osten weiter geht.
14:45 - 14:52 Toggle Overlay Open Beim Stoderzinken komme ich in einem 2-Meter-Aufwind auf komfortable 3300 Meter.
1645 Ennstal 3000_high.jpg
14:53 - 14:59 Toggle Overlay Open Das vielversprechende kleine Wölkchen beim Grimming gibt nichts her.
1655 Grimming 3000_high.jpg
15:00 - 15:07 Toggle Overlay Open Weiter zu den Weissenbacher Wänden, wo mehr Kondensation zu sehen ist. Dort angekommen, kann ich aber kein brauchbares Steigen entdecken.
1705 Weissenbacher Waende 2800_high.jpg
15:08 - 15:19 DD meldet sich aus einem 2-Meter-Aufwind beim Dürrenschöberl. Genau das kann ich jetzt brauchen! Als ich dort ankomme finde ich tatsächlich 1 ½ m/s. Während des Kurbelns überlege ich mir den weiteren Flugweg, der mir völlig sonnenklar erscheint: Da ich mit Nordwind rechne, will ich die Südseite des Gesäuses entlang fliegen und mich beim Hochschwab in den Hangaufwind einfädeln. Zudem sehen die Wolken in diese Richtung brauchbar aus, wenn auch die Entwicklung entlang des Palten/Liesing-Tales fast noch besser erscheint. Doch aus der Erfahrung von heute Mittag will ich unbedingt auf der Luvseite bleiben. DD meldet sich vom Admonter Reichenstein – offensichtlich hat er die gleiche Idee wie ich. Kurze Zeit meldet sich HW (Walter Horvath), der genau die gleiche Route geflogen ist, wie ich sie mir zuvor ausgedacht habe.
15:20 - 15:26 Beim Admonter Reichenstein komme ich in 2400 m Höhe an. Kurz zuvor reißt es den Duo in die Höhe. Diese Chance lasse ich mir nicht entgehen und steige im 2-Meter-Aufwind auf 2900 m.
15:27 - 15:28 Toggle Overlay Open Relaxt kann ich den Ausblick auf das Gesäuse genießen: Herrlich diese zerklüfteten Felsen, darunter die Enns, die sich durch die enge Schlucht zwängt.
1730 Gesäuse 1 2900_high.jpg
15:29 - 15:31 Toggle Overlay Open Eine meiner Lieblings-Gegenden. Für den Hangaufwind vom Hochtor bin ich allerdings zu hoch.
1730 Grosser Oedstein 2900_high.jpg
15:32 - 15:36 Toggle Overlay Open Der Lugauer verspricht gutes Steigen, doch der Umweg ist es mir nicht wert, schließlich sieht es weiter vorne bei der Kalten Mauer auch gut aus. DD meldet sich überraschenderweise vom Pfaffenstein – ich hätte mir gedacht, dass er nördlich des Hochschwabs fliegen wird.
1735 Kalte Mauer 2600_high.jpg
15:37 - 15:41 Mit 2400 m Höhe komme ich bei der Kalten Mauer an, doch die Wolken geben nichts her. Entlang des Hochschwabs scheint es noch ein paar Thermik-Möglichkeiten zu geben, auch wenn die Wolken mittlerweile nicht mehr besonders stark aussehen. Am Besten sieht es zurzeit bei den Fischbacher Alpen aus, das ist aber viel zu weit weg.
15:42 - 15:46 Toggle Overlay Open Beim Brandstein gibt es schwaches Steigen – zu wenig für mich. Mit 2300 m kann ich den Grat nördlich des Ebensteins völlig problemlos passieren. DD meldet sich von der Aflenzer Bürgeralm aus einem 1 ½ m/s Bart. Der Süden scheint doch nicht so schlecht zu sein.
1745 Ebenstein 2300_high.jpg
15:47 - 15:58 Wahnsinn, ist das schön hier! Die Felsen des Hochschwabmassivs beeindrucken mich immer wieder. Zuerst das Gesäuse, nun der Hochschwab – einfach toll. Kurz vor dem Schiestlhaus nehme ich einen 1-Meter-Bart an, der aus einem Kessel unter mir herausgedrückt wird. Wow, ich bin begeistert. Am Liebsten würde ich noch länger hier bleiben, so toll gefällt es mir hier. Doch die Zeit drängt, mittlerweile ist es schon 18:00 Uhr und vor mir gibt es kaum mehr Thermik. So gut es geht, versuche ich den Hang/Thermik-Mix entlang der Grate auszunutzen.
15:59 - 16:02 Toggle Overlay Open Mit 2200 m fliege ich vom Hochschwab ab. Mit dieser Höhe kann ich die Veitsch locker erreichen. Ich steuere die Westseite an.
1800 Veitsch 2100_high.jpg
16:03 - 16:04 2000 m. Ein Achter hier bringt nichts. Auf der Südseite versucht ein Segler die Wolke, die sich hoch über der Veitsch befindet zu erreichen. Vergebens, schnell dreht er wieder um. Ich fliege die Nordseite der Veitsch entlang.
16:05 - 16:10 Plötzlich beschleunigt der Duo und ich werde in den Sitz gedrückt. Kurz darauf fängt das Vario zum Piepsen an. Zack! Schon ist der Duo in einer steilen Linkskurve und versucht die letzte Thermik, die durch einen Schacht nach oben geblasen wird, zu zentrieren. Kein Problem – den Bart habe ich perfekt erwischt. 2 Meter Steigen! Wer hätte das gedacht! Ich ehrlich gesagt nicht. Aber solche Geschenke nimmt man dankbar an. Mit der Höhe von 2500 m kann ich locker nach Hause gleiten. Den Flugzeugen, die die südliche Route eingeschlagen haben, nehme ich ordentlich Zeit ab. Meine Routenwahl war mit Sicherheit die Beste.
16:11 - 16:18 Toggle Overlay Open Ich steuere die Nordseite der Schneealpe an und fliege den Hängen entlang Richtung Osten.
1810 Schneealpe 2500_high.jpg
16:19 - 16:22 Toggle Overlay Open Aufgrund der Höhe nehme ich die Nordwestseite der Rax nur halbherzig mit und fliege gleich zum Kuhschneeberg.
1820 Rax 2200_high.jpg
16:23 - 16:35 Toggle Overlay Open Auch hier bin ich für den schwachen Hangaufwind viel zu hoch, genauso wie bei der Dürren Wand. Am nördlichen Ende der Dürren Wand sowie bei der Hohen Wand gibt es noch immer Thermikwolken zu sehen, und das, obwohl es schon 18:30 Uhr ist.
1825 Duerre Wand 1900_high.jpg
16:36 - 16:41 Vor lauter Freude wende ich bei der Hohen Wand und fliege nochmals zur Dürren Wand zurück. Außerdem bin ich viel zu hoch für einen Flug Richtung Osten.
16:42 - 16:51 Nach ein wenig Suchen finde ich tatsächlich über der Gauermannhütte noch einen Ein-Meter-Bart. Super!
16:52 - 17:08 Doch nun mache ich mich auch auf dem Weg und fliege entlang der Hohen Wand zum Flugplatz und weiter zum Neufelder See. Überraschenderweise zeigen die Windräder hier einen Ostwind an.
17:09 - 17:29 Mit genügend Höhenreserve fliege ich zum Platz zurück und melde mich bei November in 800 m Höhe. Ich könne 18L landen, die Flugzeuge vor mir haben noch 36R erhalten. O.k., ich muss ohnehin noch Höhe abbauen. Als ich mich bei November zum langen Endanflug melden will, ist das Funkgeräte aus. Mist, schon wieder. Das neue Ding funktioniert nicht richtig. Ab und zu schaltet es sich selbständig aus. Nur ein Neueinsetzen des Akkus führt wieder in den Betriebsmodus. Als ich meine Landerichtung dem Betriebsleiter mitteile, sagt dieser, dass sich bereits zwei Flugzeuge im Anflug auf die 36R befinden – ich möge doch auch 36R landen. Na super! Scheiß Funkgeräte, da habe ich wichtige Informationen verpasst. Doch 200 Höhenmeter sind ausreichend um zum anderen Platzende zu fliegen und eine saubere Landung hinzulegen. Kurz vor mir setzt DR auf der 36R auf. Es ist 19:30 Uhr. Was für ein schöner Flug nach den anfänglichen Strapazen!
In der Tageswertung für Wiener Neustadt ist nur EO vor mir, der das Mürztal wesentlich besser geflogen ist als ich. WO ist bis nach Innsbruck gegleitet und mit Abstand als Letzter gelandet. Immer wieder interessant, wie lange es am Abend noch geht – na ja, er ist ja nicht umsonst Weltmeister!
Ein direkter Vergleich der wesentlichen Kennzahlen des heutigen Fluges mit vor drei Tagen zeigt eindeutig die Unterschiede (erste Zahl von heute, zweite Zahl vom letzten Sonntag):
Kurbelanteil: 29 % - 14 %   
Mittlere Gleitstrecke: 13,4 km - 30,7 km
Mittlere Gleitzahl: 60,1 – 128,9