26. Oktober 2007 Föhnflug am Kaiser
(von Jan Lyczywek)
Ein Übungsflug, um etwas Erfahrung mit dem Föhnfliegen zu gewinnen. Es ging nicht um die Strecke, sondern um das Ausprobieren und Dazulernen. Daher die sehr langsamen Vorfluggeschwindigkeiten und die unnötigen Aufenthalte in jedem noch so schwachen Steigfeld. Ich möchte mit dem Flug vor allem zeigen, dass Föhnfliegen von Unterwössen aus auch dann sehr interessant und lehrreich sein kann, wenn keine großen Strecken gelingen. Interessant ist die Außenlandung am Schluss.
Time: UTC
08:48 - 08:50 Der F-Schlepp führt direkt durch das Steigen der Primärwelle im Lee des Wilden Kaiser, der Schleppzug steigt mit 4 m/s. Ich traue mich trotzdem nicht zu klinken und lass mich bis auf die Luvseite durchschleppen.
08:51 - 09:05 Der Hangwind auf der Luvseite ist schwach und trägt nur wenig über Kammhöhe.
09:05 - 09:06 Weil der Hangwind nur zum Höhehalten reicht, fliege ich zurück ins Lee. Zunächst geht es natürlich gewaltig runter, es werden die stärksten Sinkwerte des Fluges registriert. Die Welle steht aber noch an der gleichen Stelle wie beim F-Schlepp.
09:06 - 09:36 Problemloser Einstieg in die (sehr schwache) Welle, laminares, ruhiges Steigen bis 3600 m.
09:36 - 09:55 Der Versuch, weiter nördlich die mit einer deutlichen Lenti markierte Sekundärwelle zu erreichen, scheitert kläglich. Reumütige Rückkehr in die erste Welle.
09:55 - 11:25 Vorsichtiges Vorfliegen im Hangwind bis zum Hochkönig und zurück. Im Kammniveau tragen die Hänge problemlos - man hätte sicherlich etwas tiefer und dabei wesentlich schneller vorfliegen können..
11:25 - 12:09 Erneutes Steigen in der bekannten Kaiserwelle. Innsbruck gibt eine Freigabe auf FL 125 und erlaubt auch den Weiterflug zum Rofan.
12:09 - 12:49 Vorflug gegen die deutliche Westkomponente zum Rofan. Ich erwische eine schlechte Linie, die Gleitzahl über Grund beträgt im Mittel nur noch 23. Trotz der guten Ausgangshöhe von fast 3900 m komme ich also tief am Rofan an. Dort geht der Hang nur schlecht und sehr turbulent; ich muss noch eine Nase weiter zum Ebnerjoch. 1500 sind hier gerade noch genug - 200 m tiefer lag eine starke Inversion im Inntal, unter die der Wind bestimmt nicht durchgreifen konnte.
12:16 - 12:22 Toggle Overlay Open Photo mit Blick auf das Inntal
inntal_high.jpg
12:49 - 12:59 Glück gehabt - der Hangwind am Ebnerjoch geht.
12:59 - 13:18 Genau über der Bergstation der Rofan-Seilbahn steht die Welle. Auch hier ist der Einstieg heute einfach, es geht direkt laminar. Die Optik nach Westen sieht verlockend aus. Der ungewöhnlich unkooperative Innsbrucker Controller lässt uns aber nicht in seine Kontrollzone - äußerst ärgerlich, zumal er nur ganz wenige IFR-Anflüge hat. Nördlich von der CTR durchs Karwendel zu fliegen, sieht aus der Höhe machbar aus. Wegen fehlender Außenlandemöglichkeiten und mangelnder Erfahrung wage ich es aber doch nicht.
13:18 - 13:34 Es bleibt nichts anderes übrig, als zum Kaiser zurückzufliegen. Heute treffe ich einfach nie die richtige Linie: trotz des Rückenwindes ist mein Höhenverlust groß, die Gleitzahl beträgt nur 38. Zur Sicherheit fliege ich den Kaiser auf der Luvseite an. Der Hangwind scheint hier aber nicht zu tragen - wahrscheinlich bin ich mit 2600 m einfach noch zu hoch über dem Kamm; morgens trug der Kaiser schließlich auch nur bis Kammniveau.
13:34 - 13:37 Entscheidender Fehler des Fluges: ungeduldig kürze ich schräg über das Stripsenjoch zu der alten, bekannten Einstiegsstelle in die Welle ab. Das kurze Stück diagonal durchs Lee kostet 200 Höhenmeter. Es wäre besser gewesen, trotz des enttäuschenden Hangaufwindes noch auf der Luvseite zu bleiben und dann rechtwinklig ins Lee zu wechseln.
13:37 - 13:50 Die Welle ist noch da, aber viel schwächer geworden. Ich steige kaum und entschließe mich zum Vorflug nach Osten an die Loferer.
14:00 - 14:03 Am Ulrichshorn greift der Wind nicht mehr nach unten durch. Trotzdem investiere ich nochmals 100 m, um die nächste, südöstlich vorgelagerte Nase auszuprobieren. Es ist jetzt schon klar, dass diese hundert Meter beim Anflug auf Unterwössen fehlen werden. Aber die Nase nicht auszuprobieren wäre auch schade gewesen.
14:03 - 14:17 Vielleicht bläst der Wind durch die Düse zwischen Ulrichshorn und Wallerberg gegen die Steinplatte? Hier bin ich bei Föhn schon einmal aus 1500 m im Hangwind weggekommen. Heute aber ist hier alles völlig ruhig und windstill. Auf Steigen kann ich also nicht mehr hoffen, dafür brauche ich mich bei der Landung auch nicht vor dem Bodenwind zu fürchten. Deshalb lasse ich am Fellhorn die letzte Möglichkeit, Sankt Johann zu erreichen, bewusst aus und gleite Richtung Heimat. Vielleicht reicht es ja doch? Wenn nicht, dann gibt es in Reit im Winkl viele große, ebene Wiesen.
14:17 - Es fehlen noch sieben Kilometer nach Unterwössen, ich bin vierhundert Meter über Platz - nach Endanflugrechner reicht das locker, ich müsste in 200 m über Platz ankommen. Aber zwischen Reit im Winkl und Oberwössen liegt ein flacher, bewaldeter Buckel. Theoretisch hätte es wohl auch über dieses letzte Hindernis gereicht, aber man betrachte in Google Earth einmal den Blickwinkel, der hier sehr lebensecht dargestellt wird. Das ist zu flach! So etwas kann und darf man nicht machen! Erleichtert drehe ich ab; die Landung in Reit im Winkl (bei völliger Windstille am Boden) ist problemlos.
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