Donnerstag, 08. Mai 2008 Mein erster 1000er
(von Markus Gusenleitner)
Time: UTC
07:23 - 07:32 Am Montag zeichnet sich schon gutes Flugwetter für Mittwoch und Donnerstag ab. Doch leider habe ich von Montag bis Donnerstag einen Kurs zu halten. Glücklicherweise zeigt sich schon am Montag abend, dass wir den Unterricht bereits am Mittwoch beenden können. Ich reserviere für Donnerstag den Duo Discus. Mittwoch vormittag taucht ein dringendes Kundenproblem auf: ich soll am Donnerstag nach Frankfurt kommen. Das versuche ich zu vermeiden und denke beim Mittagessen intensiv nach, wie man das Problem lösen könnte. Einige Telefongespräche folgen - zwei Programme könnten die Lösung bringen. Um 17:00 Uhr gibt es Entwarnung. Eines der Programme konnte den Fehler bereinigen. Ich brauche nicht nach Frankfurt zu kommen. Einem Flugtag steht also nichts mehr im Wege. Am Donnerstag wache ich bereits früh morgens auf und fahre auf den Flugplatz. Um 07:30 Uhr bin ich allerdings nicht der erste: Martin Schima (MS) hat schon seine Libelle aufgerüstet. Kurz später kommt auch Dieter Augustin (DA). Schnell sind die Flugzeuge startklar und wir können zum Rollhalt der Piste 36R fahren. Ich plane einen 750 Kilometer Ziel-Rückkehrflug nach Sterzing. Um 09:05 Uhr gibt Dieter den Startbefehl: Wir sollten endlich starten, nachdem schon einige Wölkchen zu sehen sind. Leider braucht der Schlepppilot noch eine Weile, sodass es erst um 09:25 Uhr losgeht.
07:33 - 07:51 Ich werde in 1000 Meter über Grund beim Finkenhaus rausgeworfen. Nachdem sich die Cumulusbewölkung nördlich der Hohen Wand befindet und ich keine Zeit verlieren will, starte ich den Motor und fliege Richtung Hengst. Beim Himberg fahre ich den Motor wieder ein und gleite zum Hengst weiter. Die Wolken sind zwar nicht ganz besonders einladend hier, aber sie müssten doch ein wenig ziehen. Auf der Nordseite der Gahns wäre eine schönere Wolke zu sehen gewesen, doch dazu ist es jetzt zu spät. Beim zweiten Anlauf kann ich immerhin einen Meter zentrieren, doch schon in 1900 Meter fliege ich weiter, nachdem ich mir weiter voraus mehr erwarte. Über den weiteren Flugverlauf bin ich mir aber unklar: es herrscht leichter Nordwind und die Wolken Richtung Mariazell stehen dichter als Richtung Süden. Nachdem ich am weitesten vorne bin, frage ich Hermann Trimmel (VV), welchen Weg er gedenkt einzuschlagen. Die Antwort ist eindeutig: nach Süden, damit man sich beim Gößeck entscheiden kann, ob man in den Süden oder Norden fliegt.
07:52 - 07:56 Also fliege ich östlich vom Schneeberg vorbei, obwohl es eigentlich nördlich herum besser aussehen würde. Ich steuere leichte Kondensen südlich des Schneebergkircherls an, doch irgendwie werde ich magisch vom Südwestende der Gahns angezogen. Bereits auf dem halben Weg dorthin stellt sich Steigen ein, doch irgendwie verpasse ich es einzudrehen. Also weiter. Als ich schließlich kurz vor der knackigen Wolke ankomme, reißt es den Duo unvermittelt in die Höhe: 3 ½ m/s Steigen! Was für ein Geschenk! Mit 2200 Meter geht es weiter zur Rax.
07:57 - 08:02 Sowohl beim Rax Sender als auch bei der Preiner Wand stehen einige vernünftig aussehende Wolken. Ich mache ein paar Schlenker, doch es zahlt sich nicht aus einzudrehen. Bei der Heukuppe gibt es zwar kräftiges Steigen, doch ich schaffe es nicht, den Bart ordentlich auszukurbeln. Es gehen sich nur 1 ½ m/s aus. Hier wäre mehr herauszuholen. Doch bevor ich an der Basis ankomme, gebe ich auf und fliege weiter. Nur wohin? Zur Schneealpe oder lieber gleich Richtung Mürztaler Alpen. Aufgrund des Nordwindes entscheide ich mich für die zweite Alternative.
08:03 - 08:13 Doch zuvor steuere ich noch die nächstgelegene Wolke Richtung Scheibe an. Ein Kreis. Nichts. Na super! Das hat sich wieder ausgezahlt! Südlich Kapellen probiere ich das Steigen unter einer relativ großen Wolke zu finden. Nachdem ich nicht mehr als einen Meter herausholen kann, fliege ich lieber weiter. Die nächste Wolke geht besser – mit 1 ½ m/s komme ich auf 2150 Meter.
08:14 - 08:38 Es folgen einige schwächere Bärte bis ich schließlich westlich von der Aflenzer Bürgeralpe wieder einen runden 1 ½ m/s Bart aufgable. Die Basishöhe ist zwar mit 2350 Meter ganz o.k., aber zum Schnellfliegen laden die Bärte nicht ein. Trotzdem komme ich mit einer angezeigten Geschwindigkeit von ca. 140 km/h ganz gut voran. Zwei Möglichkeiten bieten sich an Richtung Gößeck zu kommen: Auf dem direkten Weg oder über die höheren Berge. Nachdem die Basis bei der zweiten Möglichkeit ein bisschen höher ist, fliege ich den Trenchtling an. Wie fast immer erwartet mich am Ostende gutes Steigen. Mit 2400 Meter bin ich wesentlich höher als alle anderen Wolken in der Umgebung.
08:39 - 08:50 Nachdem es auf der Nordroute über das Liesing/Palten-Tal keine Entwicklung gibt, entscheide ich mich für die Südroute, obwohl die Basis nicht besonders hoch zu sein scheint. Richtung Gößeck geht es rasant bergab und ich komme dort nur mit 2100 Meter an. Die ersten Wolken geben kaum etwas her. Um Steigen bei den zweiten Wölkchen zu finden, müsste ich näher an den Hang heran, was mir aber nicht zusagt. Also weiter Richtung Südende des Gößecks, wo auch ein Segler kurbelt. Leider macht der Kollege dermaßen große Kreise, dass wir kaum steigen. Schließlich gelingt es mir, ihn zu überrunden und im Nu bin ich höher als er. Aber in 2200 m bringt es nichts mehr und ich entscheide mich zum Weiterflug in die Seckauer Alpen.
08:51 - 08:57 Zeltweg Turm leitet mich auf Zeltweg Anflugkontrolle weiter und ich erhalte problemlos die Genehmigung zum Durchflug. Ich steuere eine schöne Entwicklung im östlichen Bereich der Seckauer Alpen an. Doch schon zuvor steigt es im Blauen. Aber nur wenig. Noch bevor ich zur verheißungsvollen Wolke gelange, steigt es kräftig und ich drehe weit vor der Wolke ein. Mit zwei Meter geht es hoch. Überraschenderweise hört das Steigen nicht auf und ich steige neben der Wolke weiter. Das ist immer wieder ein beeindruckendes Erlebnis. Muss ich die Wolken heute auf der Nordseite ansteuern?
08:58 - 09:10 Südlich vom Seckauer Zinken melde ich wie gefordert die Position. Ich versuche jedes Steigen mitzunehmen. Am südwestlichen Ende der Seckauer gibt es am Nordende einer Wolke unerwartet gutes Steigen: ich lege den Duo mit hoher Schräglage und hoher Fahrt in den Wind und erkurble 3 ½ m/s. Warum gerade hier dieser überdurchschnittlich starke Aufwind ist, bleibt mir schleierhaft. In 2650 Meter verlasse ich, höher als ich mir erwartet hätte, diesen traumhaften Aufwind.
09:11 - 09:21 Vorbei an den Windrädern, kurble ich genau über dem Lachtal einen Meter aus und hole mir 200 Höhenmeter, nachdem ich mir über den Weiterflug nicht so im Klaren bin. So richtig einladend sieht es bis Mauterndorf nicht aus. Zum ersten Mal fällt mir auf, wieviele Häuser es im Lachtal gibt. Gleich westlich vom Lachtal steigt es mit 2 ½ m/s, was mir schon wesentlich besser gefällt als der letzte Ein-Meter-Aufwind. 2700 Meter.
09:22 - 09:45 Nicht ganz schlüssig, welche Wolke ich als nächstes ansteuern soll, geht es weiter. Die Wolken gehen mit 1 ½ bis 2 Meter. Man kommt zwar einigermaßen gut voran, doch ein Schnellflugtag war das bis jetzt noch nicht. Je näher ich dem Katschberg komme, desto mehr möchte ich steigen. Doch die Wolken geben nicht viel her. Von meiner jetzigen Position sieht es weiter südlich besser aus. Mist! Ich hätte beim Kreischberg Richtung Nockgebirge fliegen sollen! Aber jetzt ist es zu spät. Mit 2600 Meter hat man nicht mehr den vollen Aktionsradius.
09:46 - 10:03 Also ziele ich das Aineck an. Die Wolke sieht einigermaßen vernünftig aus. Doch schnell komme ich dem Gelände immer näher. Ich probiere alles mögliche, doch mehr als 1 ½ m/s kann ich nicht herausholen. Lange bevor ich die Basis erreiche, fliege ich Richtung Maltatal ab. Es ist zwar eine kleine Gleitstrecke zu überwinden, aber die Wolken danach sehen o.k. aus. Tatsächlich geht es aber südlich vom Katschberg ziemlich runter und die Wolken geben auch nicht viel her. Habe ich einen Fehler gemacht? Hätte ich die schönere Wolke weiter östlich anfliegen sollen? Nachdem es ein Umweg gewesen wäre, habe ich mich so entschieden, was sich nachträglich als Fehler herausstellt. Auch die nächsten Wolken Richtung Maltatal bringen nichts. 2400 Meter. Die nächsten schönen Wolken sind erst beim Reisseck zu sehen. Zwar werde ich dort nicht hoch ankommen, aber es sollte reichen um den Aufwind zu finden. Die Kölnbreinsperre habe ich auch schon mal aus einer schöneren Position gesehen …
10:04 - 10:12 Toggle Overlay Open Doch sobald ich den Grat auf der anderen Talseite der Malta überfliege stellt sich ein angenehmer 1 ½ m/s Bart vor, der mir 400 Höhenmeter schenkt. Beim Reisseck kann ich nur mehr geradeaus weiterfliegen, nachdem die Wolken so niedrig sind. Mit 2500 Meter setze ich zur Querung des Mölltales an. Mit dieser niedrigen Höhe sehe ich es als einzige Möglichkeit an, dem südlichen Bereich der Kreuzeck-Gruppe entlang zu fliegen.
1210_Drautal_2400_high.jpg
10:13 - 10:34 Toggle Overlay Open Immer wieder würde sich gutes Steigen anbieten, doch stets ist ein Paragleiter zur Stelle, der, so wie es mir vorkommt, keine Ahnung von Thermikzentrieren hat. Also fliege ich immer weiter, bis sich kurz vor dem Flugplatz Lienz ein Aufwind zeigt, wo noch niemand darunter ist. Endlich komme ich auf meine Rechnung und kann auf 2700 Meter aufkurbeln. Doch wie soll ich weiterfliegen? Richtung Zettersfeld sehen die Wolken hervorragend aus. Doch danach ist mit einer längeren Gleitstrecke zu rechnen. Nachdem ich mir einbilde, das sei der kürzere Weg, entscheide mich in die Lienzer Dolomiten zu fliegen, obwohl die Wolken lange nicht so gut aussehen.
1210_Kreuzeck_2400_high.jpg
10:35 - 10:46 Neben mir ragen die beeindruckenden Felswände der Lienzer Dolomiten empor. Und die Wolken, die sich hier befinden, liefern nichts Brauchbares. Kann ich den Grat vor mir in sicherer Höhe überfliegen oder muss ich gar einen kleinen Umweg in Kauf nehmen? Ja, kein Problem, den Grat kann ich gefahrlos überqueren. Kurz danach stellt sich endlich wieder vernünftiges Steigen ein: mit 2 ½ m/s kann ich 500 Höhenmeter gewinnen. Als ich kurz darauf zur „bombig“ aussehenden Wolke gelange gibt es kein Steigen. Aber ich bin jetzt hoch genug.
10:47 - 10:59 Toggle Overlay Open Trotz der Höhe von 2800 Meter ist der Talboden des Lesachtales gar nicht so weit entfernt. Südlich des Lesachtales stehen zwei Wolken, die ich unbedingt ausprobieren muss, auch wenn dies einen Umweg bedeutet. Bei 2 ½ m/s gelange ich das erste Mal heute über 3000 Meter. Mit 3400 Meter geht es weiter Richtung Westen. Doch wo soll ich fliegen? Südlich des Pußtatales scheint die Basis höher zu sein, nördlich sieht es fast nach Geradeausflug aus. Ich entscheide mich für die Nordroute. Das war aber dann nicht gerade der kürzeste Weg. Hermann holt in diesem Streckenabschnitt mächtig auf, nachdem sich zuvor der Abstand zwischen uns kaum verändert hat.
1300_Innichen_2900_high.jpg
11:00 - 11:33 Toggle Overlay Open Von Geradeausflug ist keine Rede. Ich komme immer tiefer. Doch ich fliege immer weiter. Schließlich lande ich in einem 4 ½ m/s Aufwind der sich später auf 5 ½ m/s verbessert. Segelfliegerherz, was willst du mehr! Ab dem Lesachtal läuft es eigentlich hervorragend, nachdem der Streckenabschnitt bis dahin eher mit einem Dahinwurschteln beschrieben werden kann. Aber jetzt ist es ein regelrechtes Rennen mit sehr hohen Geschwindigkeiten zwischen extremen Steigwerten.
1300_DreiZinnen_2900_high.jpg
11:34 - 11:43 Als ich zu den Sarntalern komme, frage ich mich, wie es in den Vinschgau weitergeht. Schließlich glaube ich den Weg gefunden zu haben, doch leider sieht es in diese Richtung nicht sehr vielversprechend aus: zumindest am Anfang des Vinschgaus ist die Basis um 300 m niedriger. Nachdem ich so mit dem „Suchen“ des Vinschgaus beschäftigt war, habe ich es verabsäumt, dass man im Norden einige Kilometer weiter hätte fliegen können. Mitten in den Sarntalern entscheide ich mich zum Umdrehen. Es ist 13:40 Uhr. Hermann hat gestern auch ungefähr an der gleichen Kilometeranzahl gewendet. Kurz darauf sehe ich ihn nördlich von mir. Er macht es richtig und bleibt mehr im Norden.
11:44 - 12:04 Die Sarntaler Alpen haben vollkommen ausgelassen. Nach dem Überqueren der Autobahn treffe ich auf einen Duo-Discus, der in einem schwächeren Bart kurbelt. Ich fliege lieber weiter und finde wieder einen der gewohnten Drei-Meter-Bärte. Kurz darauf gesellt sich der Kollege zu mir. Östlich von Bruneck nehme ich einen 2 ½ m/s Aufwind mit, was sich als gut herausstellt, da ich den anderen Duo-Discus später wesentlich tiefer wieder treffe. Irgendwo treffe ich auf HK (Hans Widmann) und DA, später auf HA (Wolfgang Janowitsch und Susi Seebacher), der mit einer unglaublich hohen Schnittgeschwindigkeit fliegen muss.
12:05 - 12:36 Teilweise geht es im Geradeausflug, bis man dann wieder auf einen Drei-Meter-Aufwind trifft. Schon längst habe ich ein JoJo geplant, doch wo drehe ich am Besten um? Nachdem ich auf dem weiteren Weg Richtung Osten keine verheißungsvollen Aufwinde antreffe steuere ich das Zettersfeld an. Leider geht es bei der Talquerung ziemlich runter. Am Zettersfeld angekommen finde ich nur 1 ½ m/s. 2800 Meter. Also fliege ich wieder Richtung Südtirol zurück. Es ist 14:30 Uhr. Ich kann also noch eine Stunde Richtung Westen fliegen bevor ich Kurs Richtung Wr. Neustadt nehmen muss.
12:37 - 13:38 Toggle Overlay Open Westlich von Lienz treffe ich wieder auf die gewohnten Drei-Meter-Aufwinde. Später kann ich auf 3 ½ m/s verbessern. Rasend schnell geht es Richtung Südtirol. „1000 km schaffst du sicher, Markus“, meint DA am Funk. Diese Zahl kann ich nicht nachvollziehen, ich komme auf 950 km, wenn ich wieder an der gleichen Stelle wende, wie beim ersten Schenkel. MS meldet, dass er über 400 km von LOXN entfernt wendet. Das Pußtatal empfängt mich wieder mit 2 ½ - 3 ½ m/s Bärten. Diesmal steuere ich einen weiter nördlich gelegenen Kurs an und fliege das Tal westlich von Sterzing an. Der erste Bart ist äußerst schwach, weiter westlich gibt es 2 ½ m/s. Um 15:35 Uhr wende ich. Gerne wäre ich noch weiter Richtung Westen geflogen. Doch aufgrund der hohen Berge gibt es vor mir keine Wolken mehr. Diesmal hätte ich mich ein bisschen weiter südlich halten sollen, wo man ein paar Kilometer mehr Richtung Westen fliegen hätte können.
1450_Sillian_3200_high.jpg
13:39 - 14:12 Toggle Overlay Open Beim Rückweg bin ich mir über den Flugweg ziemlich unsicher. Es gibt keine Wolken nördlich des Tales. Südlich des Pußtatales sieht es wesentlich besser aus. In der Talmitte gibt es zwar einige Wolken, die aber nicht so knackig zu sein scheinen. Trotzdem fliege ich in der Talmitte, da ich mir den Umweg ersparen möchte. Erst kurz vor Bruneck finde ich einen 2 ½ m/s Aufwind, den ich aber wieder frühzeitig verlasse, nachdem es weiter vorne wieder auf der Nordseite des Tales schöne Entwicklung gibt. An der gleichen Stelle, wo ich heute schon ein paar Mal kräftig aufgekurbelt habe, finde ich jetzt wieder einen tollen Bart mit 3 Meter.
1535_3500_high.jpg
14:13 - 14:43 Nördlich von Silian kann ich in einem weiteren 3-Meter-Aufwind die größte Tageshöhe erreichen: 3900 m. Mit einer Groundspeed von bis zu 200 km/h geht es über das Zettersfeld zum Flugplatz Lienz, wo ich nach einigem Suchen beinahe drei Meter auskurbeln kann. Der Flug entlang der Drau erscheint mir ein Umweg zu sein, so fliege ich das Mölltal entlang, auch wenn es hier deutlich weniger Entwicklung gibt. Doch schon wenig später finde ich einen 2 ½ m/s Aufwind, der mir einen problemlosen Weiterflug zum Reisseck ermöglicht.
14:44 - 14:52 Toggle Overlay Open Leider geht es auf der Ostseite der Kreuzeck-Gruppe ziemlich runter, sodass ich beim Reisseck nur mit 2900 m ankomme. Die Entwicklung sieht nicht so toll aus, doch um einen komfortablen Weiterflug zu haben, wären ein paar hundert Höhenmeter nicht schlecht. Nach ein paar Kreisen bin ich auf 3200 m und das Reisseck kann problemlos überflogen werden.
1650_3200_high.jpg
14:53 - 15:17 Toggle Overlay Open Kurz vor Erreichen des Maltatales reisst es unerwartet das Flugzeug in die Luft. Blitzschnell ziehe ich abrupt am Knüppel und schmeiße den Duo in eine Linkskurve. Perfekt erwischt: 4 ½ m/s! Mit 3700 Meter fliege ich ab. Auch die nächsten Wolken versprechen hervorragendes Steigen. Mit großer Fahrt geht es über das Aineck Richtung Murau. Ich treffe zwar ein paar Mal auf 3-Meter-Aufwinde, die ich aber vor Erreichen der Basis verlasse. Westlich von Murau funke ich Zeltweg Anflugkontrolle an, wo sich aber niemand mehr meldet.
1650_Reisseck_3200_high.jpg
15:18 - 15:32 Die Basis der Wolken vor mir wird immer niedriger. Ich nehme zwar immer wieder ein bisschen Höhe mit, aber Kurbeln zahlt sich eigentlich nicht aus, da die Basis bei den Seckauer Alpen deutlich niedriger ist. Trotzdem komme ich aber am südwestlichen Ende der Seckauer Alpen zu hoch an und kann den Drei-Meter-Auswind nicht ausnutzen.
15:33 - 15:50 Während ich die Seckauer Alpen entlang fliege, höre ich am Funk, dass DA im Großraum Kapfenberg sich eingebremst hat, obwohl optisch schöne Entwicklung vorhanden wäre. Diese Funkmeldung irritiert mich total, da von meiner Position der Flugweg über den Mugl zum Rennfeld sehr gut aussieht. Welche Alternativen bieten sich an? Nachdem schwacher Nordwind weht und beim Gößeck sowie nördlich des Hochschwabs leichte Entwicklung zu sehen ist, entscheide ich mich für diese Route. Am allerliebsten wäre ich aber nochmals Richtung Westen geflogen, denn ursprünglich wollte ich ja eigentlich erst um 19:00 Uhr in den Seckauer Alpen sein und mit der Umkehrthermik des Mürztales nach Hause fliegen. Aber hinter mir hat sich VV stark einbremsen müssen – anscheinend geht es nun ab dem Katschberg nicht mehr so gut.
15:51 - 15:56 Südlich des Gößecks kurble ich einen Meter aus. Das kann doch nicht wahr sein! Nur ein Meter? Auch die nächsten Wolken sehen gleich aus, wie diese, unter der ich mich gerade befinde. Also entscheide ich mich doch über Leoben zu den Fischbachern zu fliegen, denn optisch ist dieser Flugweg viel verlockender.
15:57 - 16:16 Über Leoben steigt es tatsächlich mit zwei Meter. Sofort schalte ich auf Graz Turm und erbitte weiteres Steigen. Doch die lassen mich nicht höher als 7000 Fuß steigen. Frustriert verlasse ich den tollen Aufwind und fliege Richtung Rennfeld weiter. Beim Berg südlich des Rennfeldes steht eine knackige Wolke, eigentlich ein ganzes Wolkenband, das sich Richtung Osten erstreckt. Es könnte aber auch sein, dass es schon abschattet. Noch bevor ich zur ersten Wolke komme beginnt das Flugzeug zu steigen. Das lasse ich mir nicht entgehen und kurble in einem komfortablen Zwei-Meter-Aufwind auf 2600 m auf. Es fühlt sich komisch an, in einem Zwei-Meter-Bart über längere Zeit zu verbleiben. Da geht ja nichts weiter! Den Bart verlasse ich frühzeitig, nachdem es weiter vorne auch nicht schlecht aussieht und zudem ein Segelflieger ein wenig weiter östlich kurbelt.
16:17 - 16:46 Mann, dieser Kollege hat vielleicht eine Geduld! Nach einem Kreis ist mir das Steigen zu schwach und fliege lieber weiter. Theoretisch habe ich schon Endanflughöhe, doch bei Nordwind weiß man nie, was einem nach dem Semmering erwartet. Beim Pretul komme ich den Windrädern immer näher. Zu meiner Überraschung findet sich aber im Blauen ein Einmetriger, den ich jetzt nur allzu gerne annehme. Mit 1900 m überfliege ich das Stuhleck und mit 1700 m den Sonnwendstein. Wr. Neustadt erreiche ich jetzt mit links.
16:47 - 17:10 Beim Gleitflug Richtung Mattersburg habe ich endlich Zeit meine Gedanken zu sortieren und ein bisschen nachzurechnen. Ich komme auf ca. 950 km. Hhmm. Eigentlich nicht schlecht. Aber hätte ich 1000 km erreichen können? Hätte ich nicht nochmals Richtung Kapfenberg fliegen sollen und auf Umkehrthermik hoffen? Verschenke ich nicht einen 1000er? Zeit wäre ja noch ausreichend vorhanden gewesen. Doch es ist schon viel zu spät - von meiner derzeitigen Position kann ich gar nichts mehr machen. Östlich von Bad Sauerbrunn wende ich Richtung LOXN. Freude kommt auf über diesen schnellen Flug und eine neue persönliche Bestleistung.
17:11 - 17:22 Kurz nach 30 (Manfred Wassipaul) und kurz vor Stephan Haupt setze ich auf der Piste 36R auf. Alle sind ganz aufgeregt über den heutigen Tag. Während ich beim Einräumen bin, gratuliert mir Hermann zum 1000er. Äh? Wie bitte? Ich komme doch nur auf 950 Kilometer. „Nein, ganz sicher“, ist Hermann überzeugt. Später helfe ich MS beim Einräumen, der es nach einem spannenden Endanflug auch bis nach Hause geschafft hat. „Den 1000er hast du sicher“, meint auch er. Ich kann das aber nicht glauben. „Gehen wir gemeinsam Flug auslesen, dann wirst du es schon sehen“, ist Martin überzeugt. Martin hat weit mehr als 800 km – mit Abstand seine persönliche Bestleistung. Er freut sich irrsinnig. Beim Optimieren mit einer alten SeeYou Version kommt mein Flug auf 992 km. Wow, das ist doch mehr als ich gedacht habe. Zur Freude mischt sich aber gleichzeitig ein Gefühl der Enttäuschung - die acht Kilometer wären aber auch noch irgendwie zu schaffen gewesen. Martin scheint mir die Enttäuschung im Gesicht abzulesen und kontert, dass es ja nach SIS-AT Regeln mehr sein könnten. Daran zweifelnd reiche ich den Flug ein. Eine vierstellige Zahl erscheint auf dem Bildschirm. Ich kann es nicht glauben! Wie gibt es das? Habe ich tatsächlich soeben den ersten 1000-km-Flug geschafft? Schnell fülle ich die restlichen Felder aus und drücke auf die „In die Wertung aufnehmen“-Taste. Die Zahl bleibt noch immer im vierstelligen Bereich – 1007,6 km. Erst jetzt kann ich es glauben. Was für eine Freude. Mein lange gehegter Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Zehn Jahre nach Erhalt des Segelfliegerscheines konnte ich die Schallmauer durchbrechen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mit einem reinen Thermikflug, ohne Hangwind- oder Umkehrthermik-Unterstützung schaffen würde. Wahrscheinlich ist das auch der erste 1000 km Flug mit einem FRA-Vereinsflugzeug.
Valid XHTML 1.0!